Hausärztliche Diagnostik und Therapie der Schilddrüsenunterfunktion

Unterfunktionen der Schilddrüse betreffen rund 4 Millionen Menschen in Deutschland. Frauen sind mit ca. 80% der Erkrankten deutlich überrespräsentiert. Die Erkrankungswahrscheinlichkeit nimmt ab dem 50. Lebensjahr deutlich zu.  Unterschieden wird zwischen einer manifesten Hypothyreose, d.h. Vollständigen Unterfunktion sowie einer latenten Form. Letztere Form ist wesentlich häufiger und bildet die Vorstufe einer Unterversorgung. Jod ist essentiell für die Synthese von Schilddrüsenhormonen. Der Körper ist bestrebt, die Versorgung mit Schilddrüsenhormonen möglichst lange aufrecht zu erhalten. Bei einem Mangel entsteht deshalb zunächst ein Wachstumsreiz auf die Schilddrüse. Bei längerfristigen Mangelzuständen können so autonome Areale, d.h. Vom Regelkreis entkoppelte Bezirke (heiße Knoten), Vernarbungen (kalte Knoten) und selten auch Malignome entstehen.

Die häufigsten Ursachen für Unterfunktionen sind Autoimmunerkrankungen (M. Hashimoto), Schilddrüsenoperationen, Radiojodbehandlungen sowie angeborene Schilddrüsendefekte bei Kindern. Wesentlich seltener sind Schilddrüsenunterfunktionen durch Medikamente, Chemotherapie sowie weitere Stoffwechselerkrankungen.

Kennzeichen einer Schilddrüsenunterfunktion können u.a. eine rasche Ermüdbarkeit, Antriebslosigkeit, Verstopfung, ungewollte Gewichtszunahme und eine depressive Stimmungslage sein. Ebenso können trockene Haut, Haarausfall, Kälteintoleranz oder ein langsamer Puls hinweisend sein. Bei älteren Patienten kommen auch schleichende Verläufe vor. Bei Kleinkinder kommt es bei längerem Krankheitsverlauf zu einer körperlichen und geistigen Behinderung.

Richtungsweisend für den Hausarzt sind neben der Anamnese und dem körperlichen Untersuchungsbefund der TSH-, sowie der fT3 und fT4 Spiegel. Bei einer latenten Hypothyreose zeigt sich der TSH-Spiegel erhöht, während die Versorgung mit fT3 und fT4, also den eigentlichen Schilddrüsenhormonen, noch ausreichend ist. In diesem Stadium können die Krankheitsbeschwerden noch gering ausfallen. Beim Vollbild der manifesten Schilddrüsenunterfunktion zeigen sich nun ebenfalls fT3 und fT4 erniedrigt. Die Größe der Schilddrüse lässt jedoch keine Rückschlüsse auf deren Funktionszustand zu.

Zur Therapie stehen Jodid und das Schilddrüsenhormon L-Thyroxin zur Verfügung. Die erforderliche Jodmenge pro Tag beträgt für Erwachsene ca. 200 µg in Deutschland. Jodmangelbedingte Schilddrüsenvergößerungen ohne wesentliche Funktionsstörung können so mit 200 µg Jodid/ Tag behandelt werden. Die manifeste Hypothyreose stellt gemäß der DEGAM-Leitlinie (Deutsche Gesellschaft für Allgemeinmedizin) eine eindeutige Indikation zur Hormonsubstitution dar, während bei einer latenten Hypothyreose mit TSH-Werten zwischen 4 und 10 mU/L eine Therapie individuell abzuwägen ist. Anders bei der Hashimoto-, also autoimmunen, Schilddrüsenunterfunktion. Hier empfehlen die Leitlinien klar eine Hormonsubstitution.

Milch und andere Lebensmittel können die Aufnahme von L-Thyroxin als Medikament reduzieren. Um eine zuverlässige Resorption zu gewährleisten, sollte das Präparat mindestens 30 Minuten vor dem Frühstück mit Wasser eingenommen werden. Nach Einleitung einer Substitutionstherapie sollte frühestens nach acht Wochen eine Kontrolle des TSH-Spiegels erfolgen. Bei stabiler Einstellung werden Verlaufskontrollen in sechs- bis zwölfmonatigen Abständen empfohlen. Diese können problemlos beim Hausarzt durchgeführt werden.